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Genuss erleben und Qualität erkennen – mit unseren Sinnesorganen

Ein Gastbeitrag von Pascale Mühlemann und Marion Wäfler, Mühlemann Nutrition GmbH

Wann haben Sie zuletzt echten Hunger verspürt, wann beim Dessert zugeschlagen, obschon Sie längst satt waren? Hunger und Sättigung sind Wahrnehmungen, die im Laufe unseres Lebens oftmals verloren gehen. Mitverantwortlich dafür ist das Überangebot an Essen in unserer westlichen Welt. Unser Gehirn regelt Hunger und Sättigung, indem es Informationen unserer Sinnesorgane verarbeitet. Und Letztere sind es auch, die uns dabei unterstützen, abwechslungsreich zu essen – wenn wir denn auf sie hören. Aber Essen ist nicht nur blosse Nährstoffzufuhr, sondern hat auch sehr viel mit Emotionen und Erinnerungen zu tun – wo wiederum unsere Sinnesorgane eine zentrale Rolle spielen.

Sehen – Welche Farbe ist die gesündeste?

Der optische Reiz ist oftmals der erste Sinn, den wir wahrnehmen und der massgeblich darüber entscheidet, ob ein Lebensmittel im Einkaufswagen bzw. auf dem Tisch landet oder eben nicht. Die Optik ist aber nicht nur als Indiz für die Qualität eines Lebensmittels wichtig, sondern auch für den Genuss. Für die Farben von Früchten und Gemüse sind z.B. sehr viele unterschiedliche sekundäre Pflanzenstoffe verantwortlich, die sich wiederum positiv auf unsere Gesundheit auswirken. Um von einer möglichst breiten Palette dieser sekundären Pflanzenstoffe zu profitieren, gibt es nur ein Rezept: Bei Früchten und Gemüse so farbig und abwechslungsreich zuzugreifen wie möglich – entsprechend der diesbezüglichen Empfehlung „5 am Tag – in verschiedenen Farben“. Vermutlich sind diese Zusammenhänge mit ein Grund, weshalb uns ein mit verschiedenfarbigen Speisen gefüllter Teller mehr anspricht als einer, der eintönig daher kommt.

Fühlen – Fühlt sich das Stück Apfel im Mund saftig und knackig an?

Das Kauen der Nahrung dient dazu, sie zu zerkleinern und gut einzuspeicheln, damit sie für die Verdauungsenzyme im Magen-Darm-Trakt besser zugänglich ist. Wer bewusst kaut, erlebt aber noch viel mehr: Mit der Zunge spüren wir, ob der Bissen im Mund cremig, mehlig, hart, weich, warm oder kalt ist – was wiederum Rückschlüsse auf die Qualität eines Lebensmittels zulässt. Fühlt sich ein Stück Apfel mehlig und weich an, kann dies darauf hindeuten, dass der Apfel schon länger gelagert wurde und nicht mehr ganz so reich an Inhaltsstoffen ist wie ein saftiger, knackiger Apfel.

Hören – Wie tönen alte Chips?

Die Informationen, die uns unser Gehör über den Klang eines Bissens beim Kauen gibt, fliessen immer in unsere Gesamtbewertung dieses Lebensmittels mit ein – wenn auch meist unbewusst. Was lässt Sie daraus schliessen, dass Chips nicht mehr frisch sind? Vermutlich ist es weder der Geschmack noch das Aussehen, sondern das Geräusch bzw. das fehlende Knacken beim Kauen, das den Ausschlag dafür gibt. Es lohnt sich also, beim Essen hin und wieder bewusst hinzuhören. Denn wenn es uns gelingt, unser Gehör für die leisen, wohlklingenden Geräusche des Essens zu sensibilisieren, kann dies die Freude und den Genuss am Essen fördern.

Riechen und schmecken – Wonach riecht Hackbraten und woran erinnert er Sie?

Die Sinneswahrnehmung «Geschmack» entsteht durch das Zusammenspiel von Empfindungen unserer Nase und Wahrnehmungen unserer Zunge. Auf der Zunge befinden sich Papillen mit Geschmacksknospen, mittels denen wir fünf verschiedene Geschmacksrichtungen wahrnehmen können: süss, salzig, sauer, bitter und umami. Die Rezeptoren des Geruchssinns befinden sich im hinteren Bereich unserer Nase und werden durch die Düfte der Nahrung gereizt. Der Duft einer Speise entscheidet mit, ob wir sie mögen oder nicht – und sie schützt uns vor verdorbenem Essen. Die durch Düfte ausgelösten Reize wirken direkt auf das limbische System in unserem Gehirn, wo unsere Emotionen verarbeitet werden – weshalb Düfte sehr oft Erinnerungen auslösen.

Achtsamkeit beim Essen – Wo sind Ihre Gedanken?

Die Wahrnehmung unserer Sinne bzw. unsere Achtsamkeit beeinflusst unser Essverhalten also auf vielerlei Arten und lässt uns das Essen unter einer neuen Perspektive betrachten – nämlich als Fest der Sinne. Indem wir achtsam essen, schärfen wir unsere Sinne, so dass wir wiederum die Qualität von Speisen besser beurteilen können. Fragen Sie sich in Zukunft doch hin und wieder mal beim Essen, wo Sie gerade mit Ihren Gedanken sind und kehren Sie dann zum Wesentlichen zurück – dem Essen und Geniessen.

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